Die 1. Akt-Ausstellung der DDR "Akt & Landschaft" wird 1975 eröffnet.
Gelobt - gefeiert - ausgezeichnet bis zur Aussreise...
Am 15. 9. 1975 eröffneten wir im Potsdamer Pavillon auf der Freundschaftsinsel unsere Ausstellung mit 150 großformatigen Bildern.

Schon vor der Eröffnung bildeten die Besucher eine 50 Meter lange Schlange in Fünferreihen, und der kleine Prospekt, den ich vom Rat der Stadt für 1.000 Blatt bewilligt bekam, war in 2 Tagen vergriffen.
Selbst ein Novum, das ich eingeführt hatte, hielt niemanden ab, die Ausstellung zu besuchen. Denn in der DDR war es üblich, für kulturelle Darbie-tungen keinen Eintritt zu verlangen. Ich hatte durchgesetzt, pro Besucher 50 Pfennig zu nehmen (Wer da lächelt, dem sei gesagt, dass man dafür 10 Brötchen bekam oder für ein Kind den Eintritt in eine Kinovorführung!), um zu verhindern, dass pubertäre Jugendliche mehrfach durch die Ausstellung ziehen, um "nackte Weiber" zu sehen.
Das Novum sollte sich als "goldrichtig" erweisen! Der Pavillon behielt seine intime und ungestörte Atmosphäre, und als die Ausstellung beendet war, hatte der Kulturbund fast 12.000,-- Mark in der Kasse.
Fotoclubs reisten an, ganze Betriebskollektive kamen geschlossen zur Ausstellung, und eine Reihe von Städten bewarben sich um dieses Projekt, das nun zur Wanderausstellung wurde. Von Dresden (30.000 Besucher!) über Magdeburg, Stendal bis Rostock lief diese Ausstellung, die bis dahin einmalig in Genre und Erfolg war.

Jetzt nahmen auch die Hardliner des "Realen Sozialismus" in Berlin den Erfolg dieser Ausstellung zur Kenntnis, zumal es Ihnen, trotz enormen Aufwandes nie gelungen war, ein Foto-Publikum so zu begeistern. Die Zentrale Kommission der DDR im Kulturbund erhob AKT & LANDSCHAFT zum offiziellen Leistungsvergleich der DDR-Fotografie, der nun alle drei Jahre neu ausgeschrieben wurde.
Während bei der 1. Ausstellung unser Angebot an die DEFA-Chefetage (frühere und jetzige UfA), die Schirmherrschaft zu übernehmen, mit den Worten: "Ich riskiere doch nicht meine wohlverdiente Pension für so eine vage Sache" brüsk abgelehnt wurde, rissen sich jetzt Funktionäre um den Vorsitz.
Dann fiel durch Herrn Dr. Hermann Turley (Präsidialmitglied des Kulturbundes der DDR) endlich das Wort, auf das ich 10 Jahre gewartet hatte! "Wenn ein Fotograf unter unseren gesellschaftlichen Bedingungen die künstlerische Darstellung des unbekleideten menschlichen Körpers zu einem bevorzugten Gegenstand seines fotografischen Schaffens macht, so berührt seine Wirkungsabsicht durchaus gesellschaftliche Interessen!"
(Nachzulesen in der NBI Heft 45/1975) Welch ein Gegensatz zur Äußerung, "ob ich mit meinen nackten Ärschen den Sozialismus aufbauen helfe!"
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