Der private Neubeginn...
Mein Verhältnis zur DDR-Bürokratie hatte sich auch sonst sehr zugespitzt (ich hätte mich bei jeder Einreise melden müssen und dieses - trotz 14 Besuchen - nie getan). Die letzte schikanöse Handlung der DDR-Obrigkeit war, dass sie meine Ehefrau nach meiner Hochzeit im Oktober 1984 nicht ausreisen ließ. Erst Mitte Januar 1985 konnte ich sie bei meiner dritten Einreise (nach 4.000 einsamen Kilometern) herausholen.

Heute wissen wir aus den Stasi-Akten, dass es mehrere Suchanträge an allen Grenzen gab, und bei jeder Einreise sofort Meldung erging. Der Druck der Stasi war immer größer geworden, so dass ich ab Sommer '85 nicht mehr in die DDR oder andere sozialistischen Länder einreisen konnte, ohne "wegen Klärung eines Sachverhaltes" festgehalten zu werden. Selbst als der Vater meiner Frau starb, wagten wir nicht, Potsdam aufzusuchen, da dies zu meiner sofortigen Inhaftierung geführt hätte.

Mit zwiespältigen Gefühlen wagte ich 1990 die erste Fahrt über die ehemalige Zonengrenze, um zu recherchieren, was sich nach dem Mauerfall in der DDR und den Köpfen der Bevölkerung wirklich verändert hat. Das Fazit war ernüchternd, aus der "heimeligen DDR-Atmosphäre", die auch jeder Westdeutsche auf früheren Besuchsfahrten wahr genommen hatte, war die gleiche, nach Besitz strebende Gesellschaft geworden.
Foto: Rudolf Sack
Als "Österreicher" und "DDR-Frau" vollzogen wir die Eheschließung in Potsdam.
Bild: Im Park vom Schloß Cecilienhof.
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