
Bergen Seit 50 Jahren haben für ihn Begriffe wie Schönheit, Anmut und Würde in der Aktfotografie den höchsten Stellenwert. Am Sonnabend um 17 Uhr stellt Klaus Ender im Bergener Romantik-Hotel Kaufmannshof seinen wohl wichtigsten Aktbildband vor: „Meine schönsten Enthüllungen“.
Von dem halben Jahrhundert Aktfotografie entfallen 19 Jahre auf die DDR, 15 Jahre auf Österreich und 16 Jahre auf die Bundesrepublik Deutschland. „Die Arbeitsbedingungen konnten unterschiedlicher nicht sein, weil nicht nur die Modelle, sondern auch die technischen Voraussetzungen zwischen Ost und West völlig konträr waren“, sagt Klaus Ender. Bis zum Beginn der 90er Jahre fotografierte er nach eigenen Worten „naturbelassene Schönheiten, Mädchen und Frauen von nebenan“, die weder Berufsmodell noch von einem Tross von Visagisten gestylt und deren Körper weder rasiert, noch schönheitsoperiert oder mit Piercings gespickt waren.
Ästhetik und Selbstbewusstsein strahlen seine Bilder jener Zeit aus, selbst die, die nach der Wende mit Profimodels entstanden sind. Seine poetische Bildsprache ist geblieben, doch den in Szene gesetzten oder gestellten Frauen sieht man an, dass das Posen vor der Kamera ihr Beruf ist und ihre Körper ihr Kapital sind. Klaus Ender bleibt seinem Credo treu: „Wer nackt Würde zeigt, gibt sich keine Blöße.“
Die 60er Jahre seien seine beste Zeit gewesen. Damals war der Bäckergeselle nach der Arbeit mit seiner Kamera und einer kleinen Mappe voller Arbeitsproben an den Rügener FKK-Stränden unterwegs. „In den Jahren, in denen ich auch meinen fotografischen Stil fand, fühlte ich mich unendlich frei. Hier vergaß ich alle politischen Zwänge und ahnte auch noch nichts von kirchlicher Willkür oder dem Druck des Zeitgeistes.“
An den FKK-Stränden sprach er junge Frauen an, lichtete sie in freier Natur ab, ein Amateur wie sie, doch mit dem Blick eines Fotokünstlers, der später — nicht nur durch die spektakuläre Ausstellung „Akt und Landschaft“ — nationale und internationale Anerkennung erhalten sollte.
Langsam und müde blättert Klaus Ender, Jahrgang 1939, in den Druckfahnen seines neuen Bildbandes. Mit einem unbändigen Willen stellt er sich seiner schleichenden Krankheit. Er bietet Parkinson die Stirn, muss Tabletten nehmen, zieht aber auch den Expander 200 Mal und stemmt täglich Hanteln, wie er es seit Jahrzehnten macht. Mit jeder Seite, die er umschlägt, hellt sich seine Miene auf. Die Tabletten wirken, aber auch die Bilder.
Gern erinnert er sich an die Foto- Shootings aus jüngerer Zeit, als er mit einem Topmodel auf dem Leuchtturm von Arkona war. „Das Modell, das Rot des Geländers, das Blau des Himmels und des Meeres, das Gelb der Felder, das Rot des Seidentuches — einfach perfekt“, schwärmt er. Doch in seinem Bildband hat er konsequent das Schwarz-Weiß durchgezogen, das klassische Spiel von Licht und Schatten, die Konzentration auf Frauen und Landschaft — ohne jegliche Ablenkung durch andere Farben.
Sparsam habe er zu DDR-Zeiten fotografiert. Filme waren teuer. „Da musste der Fotografierende mehr mitdenken und sein Handwerk verstehen. Denn erst in der Dunkelkammer konnte man das Ergebnis begutachten.“ Seine Akt-Negative passen in eine Schublade in seinem Archiv unter dem Dach. Auch mit der digitalen Kamera fotografiert er sparsam, nicht nach der Kabeljaumethode, „nach der von einer Million Eiern nur eins befruchtet wird“. Erst war er mit einer großen, schweren Canon unterwegs, jetzt ist er es, auch wegen seiner Krankheit, mit einer viel leichteren, aber wie er sagt, nicht schlechteren Panasonic Lumix.
Für sein berühmtestes Bild, das um die Welt ging, habe er drei Aufnahmen gebraucht. Es ist „Die Woge“, eine sitzende Frau, die von einer sonnendurchfluteten Welle eingerahmt wird, analog fotografiert. Dieses Bild ist im hinteren Teil des Buches zu finden, denn Klaus Ender beginnt mit Fotos aus der Gegenwart, die er mit professionellen Models auf Mallorca und auf Rügen inszeniert hat.
Eine sehr gelungene Komposition mit 260 großformatigen Fotos, die durch fünf
informative und unterhaltsame Texte von Klaus Ender abgerundet wird.
Aktfoto-Ausstellung mit 160 Fotos in der „Societät Rostock maritim“. Die Ausstellung läuft bis zum 7. Mai.
der gibt sich keine Blöße.“
Klaus Ender,
Aktofotograf aus Bergen
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