Neue Ausstellung auf Schloss Wernigerode
Fotos vom Altmeister des Aktes und der
Landschaft
Von Hans Walter
Wernigerode. Aktfotograf en von Klaus Ender
bestechen auch 35 Jahre nach ihrer Entstehung durch natürliche
Schönheit und Anmut. Auf Schloss Wernigerode sind 150 der
beeindruckendsten Bilder des Meisterfotografen zu sehen, die einst
die Fans hüllenloser weiblicher Schönheit Monat für Monat zum
Postzeitungskiosk drängte, das " Magazin " zu erstehen.
"
Akt und Landschaft " heißt die Fotoausstellung im Frühlingsbau des
Schlosses, mit der der Fotograf die Besucher erfreut. Ein Vergnügen
in Schwarz-Weiß. Ender erfährt damit zu seinem 70. Geburtstag gleich
zweifache Ehrung in Wernigerode. Mit Landschaftsfotos unter dem
Thema " Jenseits der Hast " bis zum 2. August im Bürgerpark, und mit
dem Reiz der Frauen bis zum 26. Juli hoch über der Stadt.
" Ich bin in Schlösser verliebt und stelle gern dort
aus ", bekannte der Meister. " Und in anregender, schöner
Landschaft. " Um die 60 Besucher erschienen bereits zur Vernissage,
darunter Oberbürgermeister Peter Gaffert. Er würdigte Enders
Schaffen, das ihn zu einem der bahnbrechendsten Fotografen der DDR
werden ließ.
" Als ich im Mai 1964 in Dranske auf Rügen
meinen Job als Saisonbäcker antrat, ahnte ich nicht, dass der Sommer
meines Leben am FKK-Strand Bakenberg-Nonnewitz vor mir lag ... 50
DDR-M ädchen, braungebrannt und selbstbewusst, standen mir in jenem
unvergesslichen Sommer Modell.
Vergnügen ohne Farbe
Inmitten weißer Dünen,
algenbewachsener Findlinge und schattiger Kiefern entstanden – bei
sparsamstem Filmverbrauch – etwa 800 Bilder im Mittelformat ( 6 x 6
), die den Grundstein einer ( kaum ) vergleichbaren DDR-Karriere
bedeuteten ... Ein Jahr später, im Herbst 8 / 65 erschien mein
erster, DDR-Nackedei ‘ ( so nannte man den einen obligatorischen Akt
in der beliebtesten DDR-Zeitschrift, Das Magazin ‘), " so Klaus
Ender im Internet. In der Folge veröffentlichte auch das
Jugendmagazin " Neues Leben ", die " Funzel " im " Eulenspiegel ",
das " Tribüne " -Ferienmagazin, das " FOTOmagazin " und die "
Armeerundschau " seine herausragenden Fotos – die " Armeerundschau "
allerdings nur mit " Scherenschnitten ", mit Aktfotos im Gegenlicht.
" Der Mensch ist das Maß aller Dinge ".
Geschäftsführer Dr. Christian Juranek betonte die ewige Gültigkeit
des Mottos zur Zeit der griechischen Philosophen, der Renaissance
und eben des enderschen Fotograferens. " Akt und Landschaft " wurde
1975 in Potsdam erstmals gezeigt, ein legendäres Ereignis. Nach dem
spektakulären Start auf der Freundschaftsinsel, wo die 30 000
Besucher in einer 50 Meter langen Schlange in Fünferreihen
anstanden, ging die Schau auf Reisen und erreichte in Dresden,
Magdeburg, Stendal und Rostock die außergewöhnliche Zahl von über
100 000 Betrachtern.
Es sind im Wesentlichen die
großformatigen Fotos von 1975, die Klaus Ender und seine Gattin
Gabriela auswählten und im Frühlingsbau auch selbst hängten. In
Schrifttafeln erläutern sie dem Besucher, was die erwähnten
Redaktionen für die Aktfotografe leisteten. Vor allem aber bestechen
die Bilder mit ihrer technischen Meisterschaft und Schärfe. Das
Spiel von nackter Haut, Wasser, Wolken und Sand. Schärfentiefe und
meisterhafte Verwendung von Filtern lassen die Modelle und die Natur
eins werden. Diese Frauen sind hinreißend in ihrer Frische,
Selbstbewusstheit und Natürlichkeit. Sie strahlen ganz eigene
Persönlichkeit und Würde aus. Klaus Ender verleiht sie ihnen mit
jedem Foto. Da gibt es keinen Hauch von Prüderie und nichts
Pornografsches. Jedes Mädchen ist ästhetisch vollendet.
1981 verließ Ender die DDR und exilierte nach
Österreich. In der Ausstellung zeigt er auch, wie er in die Fänge
der Staatssicherheit geriet. Inzwischen leben er und seine Gattin
wieder auf Rügen und engagieren sich stark für den Naturschutz. Weit
über 100 Fotobücher und Kalender stammen von ihm, dem Altmeister des
Aktes und der Landschaft.
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2010 Dokument erstellt am 25.04.2009 um 06:32:16
Uhr Erscheinungsdatum 25.04.2009 | Ausgabe: wrx |